„Misgendern” - zwischen Hass-Verbrechen und Transgender-Ideologie

Zoë Kirk-Robinson ist ein sich als transgender identifizierender Mann aus dem Nordwesten Englands. Neben seiner Tätigkeit als Autor, Künstler und Spiele-Entwickler sitzt er für die Konservativen im Stadtrat von Westhoughton North und Chew Moor. Und in jener Funktion ist er jetzt mit einem Kollegen der Labour-Partei aneinandergraten. Er zeigte den Labour-Politiker gar bei der Polizei an . Dieser habe ihn mehrfach und absichtlich misgendert - genau wie ich es in den letzten Sätzen getan haben. Ich habe „er”, „ihn” und „seiner” geschrieben, nicht „sie” und „ihrer”, wie es seiner Gender-Identität entspräche. Die Polizei ermittelt, der Labour-Politiker hat möglicherweise ein Hass-Verbrechen begangen.

Thomas L. „Julia” Serano, der wohl bekannteste transfeministische Aktivist beschrieb das Hass-Verbrechen des Misgendern einmal so (entnommen seinem Buch* Whipping Girl: A Transsexual Woman on Sexism and the Scapegoating of Femininity*):

Trans-Exklusion kann sich auch dadurch äußern, dass das selbstgewählte Geschlecht („gender”) der Trans-Person verworfen wird (z.B. wenn jemand darauf besteht, mich einen „Mann” zu nennen, oder absichtlich unangemessene Pronomen nutzt, wenn er über mich redet). Wenn man bedenkt, was für eine große soziale Entgleisung es in unserer Kultur darstellt, jemanden zu misgendern, und wie sehr sich die Menschen normalerweise entschuldigen, sobald sie herausfinden, dass sie diesen Fehler begangen haben, dann ist es schwer die Trans-Exklusion, das absichtliche Misgendern von Transsexuellen als etwas anderes zu betrachten als einen arroganten Versuch, Trans-Personen kleinzureden und zu verletzen.

Es ist wieder das übliche Problem mit Trans-Personen: Sie spielen die Rolle einer Person, die sie nicht sind - und ihr Umfeld merkt das. Aber sie wollen dem Umfeld aufzwingen (etwa mittels Beleidigungs- und Hassrede-Anzeigen), bei diesem bizarren Theaterstück mitzuspielen. Jeder, der zufällig in ihr Leben tritt, soll selbst ein Schauspieler werden, einen aktiven Part in ihrer Gender-Inszenierung übernehmen. Wer das offizielle Trans-Narrativ nicht schluckt, soll sich zumindest nichts anmerken lassen, so tun, als wäre er ein „Trans-Ally”.

In meinen Augen ist es eine Abwägungssache. Auf was legt man mehr Wert: Auf Höflichkeit, das Wohlbefinden der spezifischen Trans-Person? Oder fühlt man sich eher der Wahrheit verpflichtet? Ich persönlich halte es so, dass ich im direkten Gespräch mit einer Trans-Person ausschließlich die Pronomen und Namen verwende, die die betreffende Person für sich bevorzugt. Wende ich mich nicht direkt an sie, sondern spreche mit Dritten über sie, verwende ich dagegen auch mal die richtigen Pronomen und Namen; also ein Art Kompromiss zwischen Höflichkeit und Wahrheit.

Das Misgendern von Gender-Rückkehrern („Detransitioner”)

Diesen eher unbedeutenden Vorfall in der englischen Provinz und Thomas L. Serano Ausführungen über das Misgendern habe ich nicht ohne Grund aufgegriffen. Vor wenigen Wochen kam es nämlich zu einem kleineren Shitstorm. Der Hintergrund ist ein Artikel von eben jenem Thomas L. Serano auf medium.com . Er beschäftigt sich dort unter anderem mit „Detransitioner” - so nennt man Menschen, die transgenderten, dann aber zum Schluss kamen, dass es doch keine so gute Idee war und wieder zurück genderten.

Gender-Rückkehrer sind Transaktivisten wie Serano ein Dorn im Auge. Ziel von Trans-Aktivisten ist es häufig, die „Geschlechtsanpassung” für vermeintlich Betroffene so leicht zugänglich wie möglich zu machen. Die Ärzte sollen gefälligst die künstlichen Hormone rausrücken, die Krankenkassen diverse Operationen bezahlen. Psychologen, die doofe Fragen stellen und ihren Wunsch, zu transgendern, hinterfragen, sind dagegen nicht gerne gesehen. Das sind böse „Gatekeeper”, die cis-sexistische Standards aufrecht halten wollen.

Die Tatsache, dass es Menschen gibt, die ihr Transgendern bereuen, weckt Zweifel, ob eine allzu leichtfertige Abgabe von Medikamenten wirklich sinnvoll ist. Rückkehrer betonten häufig die Wichtigkeit von Gatekeepern. Sie beklagen sich darüber, dass ihnen nie jemand richtig vermittelt hat, auf was sie sich eingelassen haben.

Thomas L. Serano sah sich also gezwungen, etwas ausführlicher auf das Phänomen der Gender-Rückkehrung einzugehen. Dabei sagte er unter anderem:

Definitionsgemäß gehört jeder, der ernsthaft über eine Geschlechtsumwandlung nachdenkt und konkrete Schritte in diese Richtung unternimmt, zum Transgender-Spektrum.

Ähnlich äußert er sich in einem Interview mit vox.com , das zeitgleich erschien:

Leider wollen viele Menschen außerhalb von Transgender-Communities Menschen, die detransitionieren, nur als politische Schachfiguren benutzen [...] Zum einen sind dies keine \„cisgender people\” per se - es sind Menschen, die irgendwo im Transgender-Spektrum liegen, für die die Umwandlung aber nicht die richtige Antwort war.

Und mit diesen Aussagen provoziert er dann einen #aufschrei durch einige Detransitioner. Die Gender-Rückkehrer fühlen sich von Serano „misgendert”. Sie seien normale Männer oder Frauen; und ganz und gar nicht transgender, trans oder auf dem Transgender-Spektrum solchen Personen nahe.

Sehr bewegend ist etwa die Youtube-Antwort von Cati Stella, einer „22-jährigen Frau mit vernarbter Brust und gebrochener Stimme” - die Folgen der Hormon-Einnahme und Operationen sind eben teilweise irreversibel.

Ich bin nicht transgender [...] Ich habe keine Geschlechtsidentität. Das Gender wurde mir angetan. Gender war traumatisierend für mich. [...] Ich bin nicht trans. Ich bin nicht nicht-binär, und ich gehe auch keinen nicht-normativen Weg der Transition oder was auch immer. Ich bin eine Frau, und die Transition war ein fehlgeleiteter Bewältigungsmechanismus.