Transgendern - Hormone und Libido

Entschließen sich Menschen zu transgendern, beginnt die Umwandlung meist mit Haarentfernung und der Einnahme von Hormonen. Die Abnahme der Brüste oder die Umwandlung von Penis/Hodensack zu einer „Klitoris”/„Vagina” kommt erst ganz zum Schluss, wenn überhaupt. Viele Transfrauen behalten ihren Penis bei, der durch die Einnahme künstlicher Hormone dann meist kleiner wird.

Die Hormone wirken sich sichtbar auf die Körper der betroffenen aus. Die Fettverteilung ändert sich, bei Transfrauen wachsen die Brüste, der Haarwuchs verändert sich, usw. Interessant ist, was die Transsexuellen über die Wirkung der Hormone auf ihre Psyche erzählen. Es variiert von Fall zu Fall natürlich und was jeweils auf Placebo-Effekten beruht, und was real auf die Hormone zurückzuführen ist, ist schwer einzuschätzen. Dass sich ihre Libido verändert, berichten aber alle Patienten.

Transgendernde Frauen

Beginnen wir mit dem Bericht einer feministischen Butch-Lesbe, die transgenderte. Sie nennt sich heute Griffin Hansbury und lebt als Mann.

Das überwältigendste Gefühl ist der unglaubliche Anstieg der Libido und die Veränderung in meiner Wahrnehmung von Frauen und meiner Einstellung zum Thema Sex. Bevor ich Testosteron bekam, fuhr ich mit der U-Bahn, die traditionell die Brutstätte der Lust in der Stadt ist. Wenn ich in der U-Bahn eine Frau sah, dachte ich: Sie ist attraktiv. Ich würde sie gerne kennenlernen. Was ist das für ein Buch, das sie da liest? Ich könnte mit ihr reden. Das würde ich sagen.

Es würde eine Erzählung geben. Es gäbe einen Strom von Wörtern. Es würde sehr verbal sein.

Nach dem Testosteron gab es keine Erzählung mehr. Es gab überhaupt keine Sprache mehr. Es war einfach so, dass ich eine Frau sah, die attraktiv oder nicht attraktiv war. Sie hatte vielleicht eine attraktive Eigenschaft, schöne Knöchel oder so, und der Rest von ihr war für mich ziemlich unattraktiv.

Aber das reichte aus, um meinen Geist mit aggressiven, pornografischen Bildern zu überfluten, eins nach dem anderen. Es war, als wäre ich in einem pornografischen Kino in meinem Kopf. Und ich konnte es nicht abstellen. Ich konnte es nicht abstellen. Alles, was ich ansah, alles, was ich anfasste, wurde zu Sex.

Sie hat sich also in ein Frauen-objektivierendes Sex-Monster verwandelt. Männer hat sie plötzlich verstanden:

Nun, ich fühlte mich die meiste Zeit wie ein Monster. Und dadurch habe ich Männer verstanden. Ich habe dadurch pubertierende Jungen sehr gut verstanden.

Sie beschreibt dann, wie sie lernen musste, Frauen nicht dauernd auf Po und Brüste zu glotzen, und sie angemessen anzusprechen. Und dass sie sich plötzlich für Naturwissenschaften interessiert hätte, usw. Sie bemüht sich redlich, Stereotype zu erfüllen, die ihre ehemaligen Mitschwestern in Rage bringen.

Transgendernde Männer

Nun zu Tom „Julia” Serano - einem Mann, der in die andere Richtung transgenderte (die Zitate entstammen seinem Buch „Whipping Girl ”):

Die tiefgreifendste Veränderung, die mit meiner Hormonumstellung einherging, betraf zweifelsohne meine Sexualität. Tatsächlich war die allererste Veränderung, die ich in den ersten Wochen der Östrogen-/Anti-Androgen-Einnahme bemerkte, ein starker Rückgang meines Sexualtriebs. Ich bemerkte dies zum ersten Mal am Ende einer sehr arbeitsreichen Woche, nachdem ich viele Stunden gearbeitet hatte und die meisten Abende lange unterwegs war. Erst im Nachhinein fiel mir plötzlich auf, dass ich während der gesamten Woche weder Sex gehabt noch masturbiert hatte. Das mag für einige Leser nicht beeindruckend sein, für mich war es damals völlig unvorstellbar. Ich konnte kaum einen Tag, geschweige denn zwei Tage, ohne irgendeine Form der Entspannung überstehen (tatsächlich war Masturbation für einen Großteil meines erwachsenen männlichen Lebens eine Aktivität, der ich normalerweise ein- bis dreimal am Tag frönte). Auch wenn mein Sexualtrieb nachgelassen hat, bedeutet das nicht, dass ich das Interesse an Sex völlig verloren habe. Ich genieße Masturbation und Sex immer noch sehr, aber ich sehne mich eher drei- bis viermal pro Woche danach als ein- bis dreimal pro Tag.

Sein Sex-Drive ging also steil nach unten, er musste nicht mehr dauernd onanieren. Er schreibt auch über sein Orgasmus-Gefühl:

Und damals, als ich hormonell männlich war, führte mich sexuelle Stimulation ziemlich schnell zum Höhepunkt des Orgasmus; wenn ich wollte, dass das Erlebnis länger anhielt, musste ich mich immer wieder zurückhalten, kurz bevor ich diesen Höhepunkt erreichte. Aber jetzt stellte ich fest, dass ich weit über das hinausgehen konnte, was früher der Punkt des Orgasmus war, und mich fünfzehn Minuten lang in einem sexuellen Zustand winden konnte, der viel intensiver war, als ich ihn je zuvor erlebt hatte. Jetzt liegen meine Orgasmen eher im weiblichen als im männlichen Bereich: In der Regel dauert es länger, bis ich sie erreiche (aber das Warten lohnt sich), jeder hat einen anderen Geschmack und eine andere Intensität, sie sind weniger zentralisiert und verteilen sich mehr in meinem Körper, und ich habe sie oft mehrfach.

Er schreibt selbst, dass es alles ziemlich stereotyp klingt und bestätigt auch noch die Geschichte von Griffin Hansbury:

Ich bin mir sicher, dass einige Menschen - insbesondere diejenigen, die soziale und nicht biologische Erklärungen für Geschlechtsunterschiede bevorzugen - etwas enttäuscht sein werden, wenn sie von meinen Erfahrungen hören. Einige werden vielleicht sogar annehmen, dass ich weiblichen Stereotypen auf den Leim gehe, wenn ich beschreibe, dass ich eine weinerliche, zärtliche, blumenbewundernde und weniger sexuell aggressive Person geworden bin. Ähnliche Erfahrungen werden nicht nur regelmäßig von anderen Transfrauen beschrieben, sondern auch von Transmännern, die in der Regel das Gleiche berichten: Sie beschreiben fast durchgängig eine Zunahme ihres Sexualtriebs (der stärker auf visuelle Reize anspricht), Orgasmen männlichen Typs (zentraler, schneller zu erreichen), eine Abnahme ihres Geruchssinns und mehr Schwierigkeiten beim Weinen und bei der Wahrnehmung ihrer Gefühle.


Als Fazit können wir wohl festhalten, dass das alles nur auf Placebo-Effekten beruht, weil Geschlecht ein soziales Konstrukt ist.